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Charlotte Wells Aftersun

Die nachhallende Melancholie der Vergangenheit

Erinnerungen und das Sehnen nach der Vergangenheit sind oft schwierig zu greifen. Der Geist, der in den Tiefen unseres Bewusstseins lauert, weigert sich, zum Schweigen gebracht zu werden. Er flüstert uns zu, was einmal war, von den Momenten, Menschen und Orten, die zu verblassen drohen.

In ihrem komplexen Drama über einen jungen Vater und seine Tochter fängt Charlotte Wells, die hier erstmals Regie führt, dieses Gefühl auf eindringliche Weise ein.

Verfasser

Lonsi

Dec 24, 2022

© Mubi

Der Film folgt der zwölfjährigen Sophie und ihrem Vater Calum auf ihrer Reise in die Türkei. Während Sophie sich durch die Verwicklungen des Erwachsenwerdens schlägt, kämpft ihr Vater Callum unter der Oberfläche eines leichtherzigen Vaters mit einer Dunkelheit, die ihn zu verschlingen droht.

Zwischen Videoaufnahmen, Erinnerungen, Gegenwart und Träumen zeigt der Film Sophies Wahrnehmung der Zeit, die sie mit ihrem Vater verbracht hat. Sie erinnert sich an den witzigen, albernen und liebevollen Vater, aber sie reflektiert auch über den Vater, den sie nie wirklich gekannt hat.

Diese Erinnerungen scheinen auf den ersten Blick voller Trost und Behaglichkeit zu sein, ein Relikt der Liebe und Freude, die einst ihr Leben erfüllten. Auf den zweiten Blick sind sie voller Schmerz und Bedauern, eine ständige Erinnerung daran, was hätte sein können, wenn sie ihn damals verstanden hätte, aber sie wusste, dass sie es nicht konnte.

Mit einer erschütternden Intimität und Aufrichtigkeit schafft der Film ein Echo an Erinnerungen, das fast greifbar scheint, als würden wir in einem alten Fotoalbum blättern. Aftersun schafft ein Gefühl der Vergangenheit, das sich sowohl zutiefst persönlich als auch vertraut anfühlt. Charlotte Wells verschmilzt fragmentarische und traumartige Szenen mit Aufnahmen, Erinnerungen und Bildern aus der Gegenwart und zeigt eine erwachsene Sophie, die sich in der Vergangenheit verloren hat.

© Mubi

„Auf der Suche nach der Wahrheit, die sich zwischen und jenseits der Dinge verbirgt, die wir sehen.“

Dabei geht es nicht nur um die Erinnerung an die Vergangenheit, die sie heimsucht, sondern auch darum, wie der Film das Gefühl verpasster Möglichkeiten zu schildern vermag, dass sie ihn nie retten konnte. Das Gefühl der Sehnsucht und des Verlusts, der Liebe und des Schmerzes wird im Kontrast zu dem Sommerausflug gezeigt, der die Zukunft weit offen ließ. Eine Szene mit einer sich langsam entwickelnden Polaroidaufnahme der beiden fängt dieses Gefühl einer greifbaren Zukunft neben der Erinnerung an die ferne Vergangenheit gut ein. Wie beim Polaroid, dessen weißes Blatt nicht wiederhergestellt werden kann, kann ebenso die Vergangenheit nicht mehr berührt werden.

Was den Film so ergreifend macht, ist das Aufeinandertreffen der Hoffnung und des Versprechens der Zukunft, wie das leere Blatt – das darauf wartet, mit ihren Träumen und ihrem Glück ausgefüllt zu werden – mit der Gewissheit einer vordefinierten Zukunft voller Kummer. Die Abfolge von Erinnerungen, Aufnahmen und Träumen lässt uns alles in Relation zueinander sehen. Das gezeigte Glück wird zur Traurigkeit und die Traurigkeit taucht sich in die Erinnerung an das Glück – es ist das Gefangensein in der Vergangenheit, unfähig, loszulassen und weiterzugehen. Inmitten all dieser Traurigkeit zeigt uns Aftersun ein Gespür für die Sehnsucht nach den Dingen, die einmal waren, und das Wissen, dass sie nie wieder sein werden. Auf der Suche nach der Wahrheit, die sich zwischen und jenseits der Dinge verbirgt, die wir sehen.

Das Gewicht der Zeit, der Erfahrung und des Leids zeigen sich wie eingebrannte Narben in Paul Mescals Schauspiel – verborgen, aber gleichzeitig überwältigend in seiner ganzen Körperlichkeit. Wells gibt diesem Spiel genügend Raum und Zeit, um in einer Szene mehr ausdrücken zu können, als es alle Worte könnten – mit einem vieldeutigen, in Stille getränkten Tanz im Dunkeln.

Aftersun zeichnet Bilder einer Vergangenheit, die nicht nur eine Konzentration von Erlebnissen sind, sondern auch ein Blick in die Seele, als Versuch, etwas Unbegreifliches vestehen zu wollen. Die verschiedenen Perspektiven zwischen Realität und Traum schaffen ein unheimlich präzises Bild eines Innenlebens. Vielleicht findet sie eines Tages die Antworten, vielleicht entziehen sie sich ihr für immer. Aber die Erinnerungen bleiben, auch wenn sie nie ganz verstanden werden können.

Another perspective

Ralf

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