Join the community on Revolt

If you're familiar with Discord, you'll feel right at home on Revolt. The difference? It's not a data grabber.If you continue and haven't registered yet, you can click the link again after registering to get in to the Fraemes server.

Brandon Cronenbergs Possessor

Stil als Substanz

Jean-Luc Godard sagte einmal: „Es kommt nicht darauf an, wo man die Dinge hernimmt, sondern was man aus ihnen macht“. In diesem Fall ist der Nehmende Brandon Cronenberg, Sohn von David Cronenberg.

Verfasser

Lonsi

Sep 11, 2022

© Rhombus Media

Stilistisch und thematisch ist die Verwandtschaft offensichtlich, jedoch scheint Brandon Cronenberg die Inspiration auch nicht verschleiern zu wollen. Possessor wirkt durch und durch originell und nutzt das Vertraute als Mittel, um in neue, ungewohnte und äußerst kreative Sphären vorzustoßen.

Possessor spielt in einer realitätsnahen Zukunft, in der selbst die intimste Cyber-Überwachung des Lebens nicht nur allgegenwärtig ist, sondern auch hingenommen wird. Eine Analogie und Ausweitung unserer heutigen Welt, in der Unternehmen in die privatesten Aspekte des Lebens eindringen und die Menschen dies bereitwillig akzeptieren.

Cronenberg baut auf dieser Idee des Wandels auf, hin zu einer digitalen Gesellschaft, und treibt sie noch weiter voran, in der es tatsächlich körperliche Kontrollmöglichkeiten gibt. Tanya Vos, die Protagonistin, arbeitet für ein Unternehmen, das in der Lage ist, das Bewusstsein in einen anderen Körper zu übertragen. Auf diese Weise werden Attentate verübt, die keine Spuren des eigentlichen Täters hinterlassen - der Wirt wird gewissermaßen possessed.

Dabei kommt es zu Komplikationen zwischen Körper und Geist, die zum zentralen Thema des Films werden. Die Dualität und gegenseitige Beeinflussung von Körper und Geist führt zu einer zunehmenden Orientierungslosigkeit der Protagonistin, die durch die metaphysische Visualisierung dieses Konflikts auch uns Zuschauer erreicht.

Possessor hinterfragt den Einfluss des Anderen auf den Wesenskern der eigenen Identität, der hier durch die Verschmelzung des Bewusstseins maximiert wird. In wiederkehrenden Szenen, in denen sich Tanya Vos im Besitz des anderen Körpers in den Kopf schießen muss, um zu ihrem eigenen Körper zurückzukehren, sehen wir durch das unüberwindbare Zögern, dass sie ihr vermeintliches Selbst nicht von dieser Körperlichkeit trennen kann.

© Kinostar

Der Zerfall der Identität

Es bleibt immer eine gewisse Ambiguität in ihrem Handeln, ob sie selbst so handelt oder ob der Einfluss ihres besessenen Ichs eine beeinflussende Instanz ist. Dies wirft generelle Fragen über die Integrität unseres Identitätsgefühls auf, was noch deutlicher wird, wenn Vos Sätze zu sich selbst wiederholt, bevor sie ihre Familie in ihrem eigenen Körper besucht und sich scheinbar an die Rolle als Ehefrau und Mutter anpasst – so wie sie es immer tut, um sich auch an die fremden Körpern zu justieren.

Das Ausmaß der Brutalität wirkt wider Erwarten nicht überzogen. Das liegt zum Teil daran, dass es nie den Anschein hat, als würde es als Selbstzweck geschehen. Die physische Gewalt steht vielmehr immer im Zusammenhang mit dem inneren Zustand der Protagonistin und ist Ausdruck ihres Geisteszustandes.

In Possession ist der Stil auch das Wesen des Films. Die Elemente des Body Horrors und die unheimlich eindringliche Konstruktion der dystopischen Welt – alles baut aufeinander auf, und findet uns in unserer eigenen Entfremdung.

Another perspective

Ralf

Cookie Consent

By clicking “Accept”, you agree to the storing of cookies on your device to enhance site navigation, analyze site usage, and assist in our marketing efforts. View our Privacy Policy for more information.