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George Millers Die Hexen von Eastwick

Von Teufeln, Tennis und verborgenem Verlangen

Gehen wir alle bitte mal einen Moment in uns und feiern diese abgedrehte Perle von einem Film, die 1987 unter der Regie von George Miller entstand – seines Zeichens gerade scheinbar mit Kassengift im Kino in Form seiner neuesten, wundervoll märchenhaften Geschichte über das Geschichtenerzählen – und damit nicht nur satte zwei Jahre, bevor der Hauptdarsteller Jack Nicholson den ikonischen Joker spielen sollte und für beinahe zwei Jahrzehnte den Maßstab für die Rolle lieferte, sondern auch ganze sieben Jahre bevor er das Tier in sich in Wolf vollends rausließ.

Verfasser

Ralf

Oct 30, 2022

© 1987 Warner Bros., Inc.

All diese Seiten an ihm kann man hier bereits erblicken – und welch eine schräge, schöne, nicht jugendfreie Mischung aus schwarzem Humor, Obszönitäten und übernatürlich-angehauchter Komödie, in der er sie uns zeigt. Na schön, man könnte jetzt sagen, dass Nicholson diese Charakterzüge bereits in Shining entfesselt hat, aber hier verleiht er seiner charismatischen, notgeilen und aalglatten Performance noch diesen teuflischen Touch obendrauf und das verleiht dem Ganzen eine gewisse Würze und Lebhaftigkeit, wo es in Kubricks Film noch ein geradezu direkter Verfall an den Wahnsinn war.

Von seiner nahezu pornösen englischen Tagline (Three beautiful women. One lucky devil.) bis hin zu seinem überkandidelten Finale, das man schon selbst gesehen haben muss, um es zu glauben: Die Hexen von Eastwick ist ein unerhörtes Überbleibsel experimenteller, hoch-budgetierter Studiokino-Politik der 80er Jahre, das sich tatsächlich ausgezahlt hat, denn der Film landete auf Platz 9 von 10 der Filme mit dem höchsten Einspielergebnis seines Erscheinungsjahres. Der Film ist der Beweis dafür, dass eine „erwachsene“ Geschichte mit Verwendung „erwachsener“ Wörter aber voller kindlicher Vorstellungskraft, Kreativität und Leichtfertigkeit die Massen sehr wohl unterhalten kann, wenn man sie nur richtig angeht und die Besetzung stimmt. Man sehe sich nur einmal diese geniale Tennismatch-Szene an, die so voller Spaß ist und einen ins Staunen versetzt, obwohl sie die Handlung so ziemlich genau in keiner Weise voranbringt und den Film doch um so viele Facetten bereichert. Niemand würde sich diese Szene heutzutage ansehen und dann überrascht sein, wenn sie in einer modernen Produktion der Schere zum Opfer fiele, geschweige denn jemand schriebe sie überhaupt erst in ein modernes Drehbuch.

Da wir vom Teufel bereits gesprochen haben, sollten wir es nicht versäumen – ja eigentlich sollten wir es sogar zelebrieren – die treibenden weiblichen Kräfte des Films und noch dazu deren versammelten explosiven Sexappeal zu erwähnen, da nicht weniger als drei unglaubliche Frauen im Zentrum dieser Bibel-trifft-auf-Übernatürliches-Geschichte stehen, und genau genommen sogar der Auslöser für all die Geschehnisse im Film sind. Ihre Freundschaft und Vertrautheit miteinander als Menschen, die schon sehr viel erdulden mussten und die sich in ihrer Kleinstadt-Existenz gefangen fühlen, sind es, die sich das Auftreten von Nicholsons Figur in einem unwahrscheinlichen Moment synchroner Gedanken erträumen, und es stellt sich heraus, dass das gar nicht mal so etwas Unübliches für die drei ist.

© 1987 Warner Bros., Inc.

„Ich habe nichts gegen einen guten Fick. Aber in diesem Haus lauert die Gefahr. Gegen das Böse, gegen den Teufel, muss man sich doch wehren!“

Es ist fast schon seltsam – auch, wenn der Film nachweislich von zwei Männern geschrieben wurde, – dass der Film von Anfang an so auftritt, als wolle er sein Möglichstes tun, um beim Bechdel-Test so sehr durchzufallen wie noch kein Film zuvor: drei zunächst namentlich nicht genannte Frauen erträumen sich den perfekten Mann, den sie sich dann in ihr Leben wünschen, um sich von ihm ihre Herzen im Sturm erobern und ihre mickrige Existenz bereichern zu lassen, und die sich dann im Anschluss daran auch noch über besagten Mann aus besagtem Traum, den sie alle zur selben Zeit hatten, unterhalten. Das Drehbuch bleibt allerdings nicht bei dieser Ausgangssituation und stellt tatsächlich sogar einige Dinge im Laufe des Films auf den Kopf und verändert das Machtgefüge, webt aber gleichzeitig auch ein subtiles Verlangen ein, dass diese drei Frauen am Ende, trotz all der Geschehnisse bis dahin, immer noch für diesen Mann verspüren, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt bereits wunderbar auf sich allein gestellt sind. Da steckt eine interessante Menge an Zwischentönen drin, die man dieser Tage immer seltener hört.

Bevor wir dort ankommen, werden uns natürlich auch einige Momente des eloquenten Teufels präsentiert, die zeigen, welche Macht seine Worte über Menschen ausüben können. Menschen, die noch kurz zuvor ihrem Abscheu ihm gegenüber auf präziseste, unverblümteste und wohldurchdachteste Weise Luft gemacht haben, so wie Chers Figur dies in seinem Schlafzimmer anfangs tut. Wenn ihr kurzer Monolog nicht die wortgewandteste Beleidigung ist, die es je auf der Leinwand zu hören gab, oder sich wenigstens einen Platz unter den besten Zehn verdient hat, dann weiß ich es auch nicht.

Abschließend sei noch erwähnt, dass die wundervoll verspielte und bisweilen auch unheilvolle Filmmusik von niemand Geringerem als John Williams komponiert wurde und einerseits erklingt sie als recht ungewöhnlicher Eintrag in seinem Schaffen, aber andererseits auch wieder nicht. Als die Musik das erste Mal ertönte, fühlte ich mich sehr an Danny Elfman erinnert, aber sie ist trotzdem zugleich auch unverkennbar aus Williams‘ Feder und manche der etwas erbaulicheren Melodien wären denke ich auch in einem Film von Pixar nicht fehl am Platz.

Another perspective

Ralf

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