Kürbiskino
Es ist Zeit, sich zu gruseln. Rechtzeitig zu Halloween stellen wir euch drei Filme vor, die verschiedener nicht sein könnten und die zeigen, wie vielfältig das Horrorgenre sein kann.
Die Erstsichtung für diesen Film habe ich sehr lange aufgeschoben und hatte dementsprechend relativ große Hoffnungen darauf, was für ein spannender Film das werden könnte, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass jemand wie Lamberto Bava, den ich eher zu den Auftragsregisseuren als zu den Autorenfilmern zählen würde, dazu imstande wäre, ein derart stilvolles Brett von 80er Jahre Untoten-Unterhaltung abzuliefern, das mit unglaublich eindrucksvollem Licht, einem tollen Tempo und noch dazu einem großartigen Schauplatz überzeugt!
Der Film im Film, den wir in der zentralen Kinokulisse zu Gesicht bekommen, ist erstaunlich gut inszeniert und mir gefiel es besonders gut, dass Bava diesen Film quasi für einen Großteil übernehmen lässt, um eine Geschichte zu erzählen, die dann in direkter Verbindung zu den Ereignissen in Demons (in Deutschland unter dem Titel Dämonen 2 veröffentlicht) selbst steht. Letzterer macht sich dann auch bestens die Kinokulisse zu Nutze, sobald die dämonische Seite der Handlung übernimmt, und insbesondere das Licht ist hier einfach atemberaubend fesselnd und lässt alles wunderschön düster erscheinen, indem es nur gewisse Teile der jeweiligen Szenerie mit Primärfarben-Licht zur Geltung bringt.
Man könnte argumentieren, dass es genau so wie hier aussehen muss, wenn man sich auf Form über Inhalt konzentriert, denn der Inhalt ist hier so rudimentär – soll heißen, überleben oder sterben –, dass die Form einen Sog entfaltet, der einen regelrecht in den Überlebenskampf der Figuren mit hineinzieht und dabei spielt es keine wirkliche Rolle, dass wir gerade mal ihre Namen und sonst nichts weiter erfahren.
Ein großartiger und mitreißender Horrorfilm. Er nutzt das Medium, um die Zuschauer zum Teil des Geschehens werden zu lassen. Mit einem rationalen Motiv, um ein logisches Problem zu lösen, löst es Fragen, welche die meisten Mockumentarys nicht lösen können: „Warum hat die Figur das gefilmt?“ und „Warum hat die Figur nach dem Auftreten der Gefahr weiter gefilmt?“.
Die Protagonistin des Films Li Ronan wurde verflucht, weil sie ein religiöses Tabu gebrochen hat. Nun tut sie alles, um ihre Tochter vor dem Übel der Verdammnis zu schützen. Das Besondere an diesem Film ist, dass er die unsichtbare Wand durchbricht. Gerade bei Horrorfilmen wiegen wir uns in dem Gedanken, dass alles nur Fiktion ist - ganz gleich, wie grausam oder tragisch die Ereignisse sind. Regisseur Kevin Ho nimmt dem Publikum diese Geborgenheit, indem er eine Interaktion inszeniert, der sich der Zuschauer nicht widersetzen kann und die ihn auch dann noch verfolgt, wenn das letzte Bild des Films über die Bildschirme flimmert.
Beeindruckend ist letztendlich auch die philosophische Darstellung, dass das dargestellte Gesicht von Buddha eine riesige Leere ist.
Takashi Miike dürfte vielen durch sein zum Teil extremes Kino ein Name sein. Bei über 100 Filmen in seiner Filmografie, gehören Titel wie Ichi the Killer oder seine Dead or Alive-Trilogie zu den Bekannteren. Als sein Meisterwerk sehe ich den 1999 erschienenen Horrorfilm Audition. Ein Jahr nachdem The Ring von Hideo Nakata einen regelrechten Boom mit langhaarigen Geisterfrauen ausgelöst hat, fällt Audition als eines der wenigen Ausnahmen aus der Reihe.
Es ist besser, wenig über den Film zu lesen, wenn man ihn noch nicht gesehen hat. Aus dem Grund verrate ich nichts zu der konkreten Handlung. Was diesen Film so besonders macht ist der stetige und gleichzeitig außergewöhnlich unscheinbare Aufbau des Terrors. Was zunächst wie ein romantisches Drama beginnt, verdichtet sich immer mehr zu einem schrecklichen Alptraum. Audition ist bedrückend, teils kaum noch zu ertragen und kreiert einen Sog in eine finstere Welt wie kaum ein anderer Film.
Takashi Miike ist ein Meister der Brutalität und es zeigt sich hier insbesondere, dass das Spiel von Visualität, Kontext und Erwartungen dafür sorgt, wie schmerzhaft wir Brutalität wahrnehmen.
Nach Audition wird man Klaviersaiten nie wieder mit gleichen Augen sehen.