Join the community on Revolt

If you're familiar with Discord, you'll feel right at home on Revolt. The difference? It's not a data grabber.If you continue and haven't registered yet, you can click the link again after registering to get in to the Fraemes server.

Jordan Peeles Nope

Münzregen und die Ethik des Verzichts

Jordan Peele krempelt hier nicht nur das Horrorgenre gehörig um, er durchbricht förmlich jegliche Genre-Klassifizierung und zitiert in diesem gar den legendären Motorrad-Slide aus dem Anime-Meisterwerk Akira.

Verfasser

Lonsi

Sep 13, 2022

© Universal Studios

NOPE auf ein einziges zentrales Thema zu reduzieren, wird dem Film nicht gerecht. Doch steht das Motiv des Sehens und Gesehenwerdens im Vordergrund. Sei es das ganz offensichtliche übernatürliche UFO-Wesen, das scheinbar alles von oben zu sehen vermag, oder das menschliche Gefühl, nicht gesehen und wertgeschätzt zu werden.

In seiner narrativen Gestaltung ist der Film extrem offen, was es zu einer Herausforderung macht, zu erkennen, womit wir es hier zu tun haben. Der Zuschauer wird hier nicht zu einem abschließenden Heureka-Moment herangeführt, vielmehr sind es zahlreiche Puzzlestücke, die auf mysteriöse und zweideutige Weise platziert werden und selbst in ihrer Nichtzusammensetzung Substanz zu enthalten scheinen. Durch die Linse von Hoyte van Hoytema, das hervorragende Produktionsdesign und nicht unerwähnt bleiben soll auch die elegante typografische Gestaltung, wirkt NOPE unter Umständen größer und vielleicht erhabener, als er tatsächlich ist. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen gekonnten Spagat zwischen Kreativität strotzender Unterhaltung und einem symbolischen filmischen Erlebnis.

In den Mittelpunkt der Handlung rücken zwei tierische Zwischenfälle. In einer Rückblende widersetzt sich ein Schimpanse seinen Machthabern und agiert mit äußerster Brutalität am Set einer Sitcom. In der Gegenwart, ebenfalls bei einer Dreharbeit, geschieht Ähnliches erneut auf weniger verhängnisvolle Weise durch ein Pferd. Die Tiere versinnbildlichen die übergreifende Ausbeutung zugunsten einer kurzlebigen Unterhaltung und fordert zur Reflexion über die Natur des Menschen und seine Sensationsgier auf Kosten der Schwachen auf.

© Universal Studios

„Peele fühlt sich zu keinen Antworten schuldig“

Das Sehen und Gesehenwerden ist hier stets verknüpft mit einer zu treffenden Entscheidung


Jahrzehnte später schöpft Steven Yeungs Figur - der als Antonym zum Filmtitel passenderweise Ricky "Jupe" Park genannt wird - aus seinem Ruhm der erwähnten Sitcom einer längst vergangenen Zeit. Aus dem Vorfall mit dem Affen nichts gelernt zu haben, ist er dabei ein anderes Tier zu bändigen, ein weitaus bedrohlicheres, UFO-ähnliches Wesen. Er steht vor der Wahl, den Reichtum durch die Sensationsgier zu erlangen oder seine Mitmenschen zu warnen und zu retten.

Vergleichbare Entscheidungen müssen auch die anderen Figuren treffen. Da wäre zum Beispiel der Vater des Protagonisten – mit einem knappen, aber charismatischen Auftritts von Schauspielveteran Keith David – seine Pferde ebenfalls für seinen Ruhm ausgenutzt hat. So kommt es nicht willkürlich, dass es bei der Ankunft der außerirdischen Erscheinung plötzlich Münzen regnet, als Symbol für die Gier, und ebenso wenig zufällig, dass diese mit einer tödlichen Geschwindigkeit das Auge des Vaters treffen.

Mit den Münzen fallen zudem noch Schlüssel vom Himmel und trifft eines der Pferde. Könnte man es als eine Form von Befreiung ansehen? Peele fühlt sich wie auch an anderen Stellen zu keinen Antworten schuldig. Unstrittig ist jedoch die stattfindende Unterscheidung zwischen der instinktiven Handlung eines Tieres und der bewussten – zu beurteilenden – Entscheidung des Menschen.

Beim Versuch, die UFO-Kreatur zu filmen, stellt eine der Figuren weniger nach einer Antwort suchend, sondern viel mehr nach Selbstbestätigung die Frage, ob es nicht gar heldenhaft sei, dass sie nun alle ihr Leben dafür opfern, um das Wesen zu fotografieren. Das eigene Überleben und das der anderen zu opfern, um eine Aufnahme zu teilen, erinnert auch - wenn auch in seiner radikalsten Form - an unsere eigene Realität, in der das Nicht-Aufgenommene als nie stattgefunden gilt und in der eine Ethik des Verzichts in einer von Sensationsgier durchtränkten Welt an Bedeutsamkeit gewinnt.

In einer Welt, die von Gier durchdrungen ist, in der sich uns Gelegenheiten der Ausbeutungen aufdrängen und in der das Leid allgegenwärtig ist, kann die Entscheidung manchmal schlicht lauten: NOPE.

Another perspective

Ralf

Cookie Consent

By clicking “Accept”, you agree to the storing of cookies on your device to enhance site navigation, analyze site usage, and assist in our marketing efforts. View our Privacy Policy for more information.